Selber bauen & aussähen
Ratgeber: Anzucht & Aussaat
Selbstangebautes Obst und Gemüse oder selbst angebaute Kräuter schmecken gleich noch viel besser als gekaufte. Denn so können Sie kontrollieren, unter welchen Bedingungen Ihr Obst und Gemüse angebaut wird. Sie wissen genau welcher Dünger, welche Sorten und welche Pflanzenschutzmittel verwendet werden.
Bodenbeschaffenheit
Es beginnt alles mit der richtigen Erden, beziehungsweise mit der richtigen Bodenfruchtbarkeit. Diese ist entscheidend für den Gemüseanbau. Denn ohne den richtigen Nährstoffgehalt kann Ihr Gemüse nicht ideal wachsen. Je nach Pflanzenart und dem erforderlichen Nährstoffgehalt ist es zu empfehlen, den Boden mit Humus, wie Kompost, Gründünger, organischen Dünger oder Mulch, zu vermischen. Wie viel Sie hier untermischen sollten, entscheidet die Gemüsesorte und wie stark diese zehrt.
Starkzehrer
Ist die Pflanze ein Starkzehrer, dann benötigen Sie etwa 3 kg/m² Humus. Zum Beispiel bei Kohlarten, Gurken, Kürbisarten (auch Zucchini), Tomaten und Kartoffeln. Außerdem sollten diese Gemüsearten zusätzlich Stickstoffdünger erhalten. Er wird mit etwa 100 g/m² aufgetragen.
Mittelstarkzehrer
Pflanzen die einen nicht ganz so hohen Bedarf an Nährstoffen haben, werden auch Mittelstarkzehrer genannt. Z. B. Bohnen, Erbsen, Kohlrabi, Möhren, Paprika, Porree, Sellerie, Spinat oder Zwiebeln dort reichen zur Düngung ca. 2 kg/m² Kompost.
Schwachzehrer
Dazu gehören die meisten Salate und Kräuter sowie weitere Pflanzen, die einen sehr niedrigen Nährstoffbedarf haben. Auch Hülsenfrüchte begnügen sich mit den Nährstoffresten der Vorkulturen.
Eine weitere nachhaltige Möglichkeit zur Düngung ist die Verwendung Ihres Rasenschnitts als Dünger. Diesen einfach ein wenig antrocknen lassen und dann hauchdünn auf das Beet streuen. Als kostenlose Stickstoffquelle dient die Gründüngung mit zum Beispiel Ackerbohnen oder Lupinen.
Profi-Tipp
Helga Kasparek
Ihr HELLWEG Profi für den Bereich Planzen aus dem Markt Bocholt
ERDE – DIE MUTTER ALLEN WACHSTUMS
Welche Erde ist die richtige? Für Ihr Bodenbeet empfehle ich Pflanzerden – sie sind speziell auf die Bedürfnisse von Pflanzen zugeschnitten, eignen sich allerdings nicht für Kübel- oder Balkonkästen. Sollen Pflanzen über mehrere Jahre im gleichen Topf stehen, benötigen Sie Kübelpflanzerden. Sie sind strukturstabil, vernässen nicht und können Nährstoffe gut speichern. Für alle Zimmerpflanzen, Blumenkästen und saisonale Trogbepflanzungen rate ich zu Blumenerden. Sie sind universell einsetzbar, mit Nährsalzen und Guano vorgedüngt. Mein Tipp: Auch wenn fast alle Erden für die ersten 4–6 Wochen vorgedüngt sind, ist es für eine üppige Blumenpracht unerlässlich, regelmäßig nachzudüngen.
Beim Gemüseanbau spielt die Fruchtfolge, also der Wechsel zwischen nicht miteinander verwandten Kulturen im Beet, eine wichtige Rolle. Der Wechsel verschiedener Pflanzenarten, soll die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten. Wird immer das gleiche Gemüse auf demselben Feld angebaut, laugt der Boden aus. Dies begünstigt die Vermehrung von Krankheitserregern und Schädlingen.
Der gemischte Anbau von unterschiedlichen Nutzpflanzen nebeneinander, hat unterschiedliche Vorteile. So kann zum Beispiel die eine Pflanze Nützlinge anlocken, die für die andere Pflanze wichtig sind, wie Bienen zur Bestäubung. Andere Pflanzen wiederum halten Schädlinge fern und sichern somit den Ertrag auf natürliche Weise. Besonders wirksame Abwehrstoffe besitzen z. B. Zwiebeln, Knoblauch, Schnittlauch oder auch Lavendel. Noch mehr zu Mischkulturen finden Sie in unserem Beitrag darüber, wie Sie Insektizide vermeiden.
Damit die positiven Bodeneigenschaften erhalten bleiben und damit Ihr Gemüse bestens wächst und gedeiht, benötigt Ihr Gemüsegarten ein wenig pflege. Dazu gehört unter anderem regelmäßiges Harken und Mulchen des Bodens, das hilft nicht nur den Pflanzen bei Wachstum, sondern Sie erkennen so auch frühzeitig, ob die Kulturen von Schädlingen befallen sind. Vor allem sollten Sie ihr Beet auch regelmäßig bewässern. Idealerweise sollten Pflanzen früh am Morgen, zwischen 5 und 6 Uhr gegossen werden. Es ist auch möglich die Pflanzen spät am Abend zu gießen, wobei die Pflanzen hier über Nacht in der Nässe stehen. Es sollte auf keinen Fall in der Mittagssonne gegossen werden!
Warum überhaupt Gemüse vorziehen?
Klare Antwort: weil das Klima in Westeuropa zu kalt ist, um eigentlich aus Südeuropa stammende Gemüsesorten wie Tomaten, Paprika, Zucchini oder Auberginen anzubauen. Nicht förderlich ist dabei auch die lange Vegetationszeit einiger Gemüsesorten. Wenn es dann im Mai oder Juni warm genug ist, ist das natürlich zu spät, so dass das Gemüse nicht genug Zeit hat, um rechtzeitig heranzureifen. Schwupps steht dann der Herbst wieder vor der Tür.
Nicht zu vergessen: Nur weil es bei uns im März/April schon warme Tage geben kann, sind wir nicht geschützt vor Nächten mit Bodenfrost (siehe die Eisheiligen zum Beispiel). Eine frostige Nacht wäre der Tod für keimende Jungpflanzen. Am besten überbrücken Sie die kalten, unbeständigen Monate, indem Sie Ihr Wunschgemüse zuhause im Warmen vorziehen.
Pflanzgefäße
Gemüse vorziehen – geschützte Vorkultur von Tomaten, Paprika & Zucchini
Selbstgezogenes Gemüse aus dem heimischen Garten oder vom Balkon wird in den letzten Jahren auch bei Städtern immer mehr zum Trend. Kein Wunder: es bringt Spaß etwas wachsen und gedeihen zu sehen. Ganz nebenbei tun Sie auch etwas für eine gesunde Ernährung, es schmeckt einfach besser und: sie wissen, was drin steckt. Wenn Sie möchten, können Sie das Ganze ganz Bio realisieren.
Es gibt allerdings beim Gemüseanbau einiges zu beachten, vor allem, wenn Sie sich für Gemüsesorten entscheiden, die in wärmeren Gefilden heimisch sind wie Tomaten, Zucchini oder Paprika. Hier macht es Sinn das Gemüse in den eigenen vier Wänden vorzuziehen. Wie Sie das am besten anstellen, was Sie dabei beachten sollten und weitere Tipps und Tricks erfahren Sie bei uns.
Tomate Matina
Alte und bewährte Züchtung, zuverlässig und ertragreich. Sie fällt durch ihre dunkelgrünen großen Blätter auf, die denen von Kartoffeln ähneln, und eine sehr frühe Reife ihrer ca. 100 g schweren, runden Früchte. Die 150 – 180 cm hohen Pflanzen brauchen einen stützenden Stab. Sie bringen hohen Ertrag und sind von Natur aus widerstandsfähig gegen die wichtigsten Tomaten-Krankheiten.
Es ist nicht viel Equipment nötig, um Gemüse auf der Fensterbank vorzuziehen. Alles, was Sie brauchen, haben wir Ihnen aufgelistet. Ebenso wie weitere Faktoren, die relevant sind, um später von einer ertragreichen Gemüseernte zu profitieren.
Schon Mitte/Ende Februar können Sie mit dem Vorziehen von beispielsweise Paprika oder Chili loslegen. Aufgrund der langen Vegetationszeit dieser Gemüsesorten, schaffen Sie es nur so, dass ihre Früchte rechtzeitig am Ende der Saison reif werden. Auch Auberginen und Peperoni haben eine lange Kulturzeit.
Mit anderen Gemüsesorten, Tomaten beispielweise, warten Sie mit der Aussaat am besten bis Mitte/Ende März. Gurken können gut noch bis Anfang April ausgesät werden. Schauen Sie dazu am besten auf die Anweisung auf dem jeweiligen Samenpäckchen.
Für die Vorkultur von Gemüse- und Obstpflanzen eignen sich besonders gut
- spezielle Saatschalen (Anzuchtschalen)
- Mini-Gewächshäuser
- kleine Tontöpfe
- Eierkartons oder gut ausgespülte Joghurtbecher (Stechen Sie Löcher in den Boden der Gefäße, so dass überschüssiges Wasser abfließen kann.)
Decken Sie die Gefäße nach dem Aussäen mit einer Kunststoffhaube ab. So schaffen Sie ein feuchtes Milieu – perfekt für das Pflanzenwachstum
Wir empfehlen zur Vorkultur von Gemüse spezielle Anzuchterde. Diese ist nährstoffarm und keimfrei. „Normale“ Blumenerde enthält meist zu viel Dünger, sie würde mit ihren vielen Nährstoffen die jungen Wurzeln überfordern.
Licht, warme Temperaturen und Gießen
Ausreichend Licht ist das A und O für das erfolgreiche Gedeihen Ihrer Gemüsepflänzchen. Wählen Sie als Standort für Ihre Samenanzucht am besten einen Platz Richtung Süden auf der Fensterbank. Um eine erfolgreiche Anzucht zu gewährleisten, sollten Sie überdenken, als Beleuchtungsverstärkung eine Pflanzenlampe einzusetzen. Je nach Wetterlage wird das natürliche Tageslicht zur Entwicklung der Pflänzchen sonst nicht ausreichen.
Achten Sie auf eine Temperatur zwischen 22 und 28 Grad Celsius (perfekte Temperatur für das Keimen von Paprika, Paprika, Chili und Tomaten). Es ist also nicht von Nachteil, wenn Sie eine Heizung unter der Fensterbank haben.
Beachten Sie: Nach der Keimung, also wenn die ersten Keimblätter sprießen, können Sie die Temperatur auf rund 20 Grad verringern. Gut eignet sich eine Sprühflasche, mit der sie die Erde gleichmäßig einsprühen können. Auf keinen Fall dürfen Sie die Erde austrocknen lassen. Nun heißt es abwarten – bis zu 2 Wochen kann es dauern, bis die Samen beginnen zu Keimen
So ziehen Sie Gemüse vor - Schritt für Schritt
Was bedeutet Pikieren?
Wenn Sie gerade frisch zum Gärtnern kommen, werden Sie sich anfangs über den einen oder anderen Begriff wundern, „Pikieren“ mag einer dieser Begriffe sein. In einer Anzuchtschale säen Sie für Gewöhnlich breitwürfig aus.
Sprießen nun die ersten Blätter ist es wichtig, dass die Jungpflanzen sich nicht gegenseitig in die Quere kommen und sich das begrenzte Nährstoffangebot streitig machen. Daher sollten Sie jedem heranwachsenden Pflänzchen ein eigenes Töpfchen geben, so dass es genug Platz hat sich zu entfalten. So können die Pflänzchen langsamer in die Höhe wachsen sowie kräftiger und kompakter werden.
Mit einem Pikierstab bohren Sie ein mehrere Zentimeter tiefes Loch in die Erde. Die Jungpflanze sollte ohne Umknicken hineinpassen. Nun wässern Sie die Sämlinge leicht, greifen sie vorsichtig am Köpfchen, während Sie sie gleichzeitig mit dem Pikierholz mit viel Gefühl aus dem Boden heben. Geben Sie Acht, dass die zarten Wurzeln nicht reißen. Setzen Sie die Sämlinge nun bis zum Ansatz der Keimblätter in die Erde ihres neuen Topfes. Erde leicht andrücken. Stellen Sie die frisch pikierten Pflänzchen an einen geschützten und hellen (keine volle Sonne) Standort. Sind die Pflanzen angewachsen und damit fähig ausreichend Wasser aufzunehmen, können Sie sie wieder in die Sonne stellen.
Ab nach draußen – Wann das vorgezogene Gemüse am besten ins Freiland soll
Stellen Sie die Pflanzen ab April stundenweise zur Abhärtung nach draußen. Wenn die Temperaturen sich bei rund 20 Grad einpendeln, können Sie dauerhaft in ein Beet nach draußen ziehen. Dies ist normalerweise Mitte Mai (am besten die Eisheiligen abwarten).
Viel Spaß beim Anbauen, Ernten und guten Appetit!